In der seit 2019 erweiterten Ausstellung „Erinnern im Innern“ werden ausgewählte Exponate aus dem Zweiten Weltkrieg gezeigt, die im Kontext mit der ursprünglichen Nutzung des Flakturmes stehen. Hierzu zählen Originalobjekte (wie ein „Allwellenempfänger“, eine Luftschutzsirene, ein Entfernungs-Messgerät, Luftschutzhelme, Abschussberichte ...) die aus den Bereichen der Luftraumüberwachung und Flugabwehrtechnik stammen. Seltene Leihgaben bereichern die Sammlung, die in dem original erhaltenen „Kommandoraum“ die Aura der Vergangenheit bewahrt. Um ein umfangreiches und authentisches Bild der damaligen Zeit zu präsentieren, sind neben militärhistorischen Relikten ebenso Utensilien der damaligen zivilen Gesellschaft eingebettet (Gasmasken, medizinisches Besteck, Kinderspielzeug, Winterhilfswerk-Abzeichen ...). Ebenso wird auf die Rolle der Luftwaffenhelfer, der Nachrichtenhelferinnen, der Rot-Kreuz-Schwestern und der Zwangs- bzw. Fremdarbeiter eingegangen. Sie alle waren direkt mit dem Bombenkrieg 1943/45 konfrontiert. Das „Universum“ im Inneren der Luftschutz- und Flugabwehr-Bauwerke, von der Bauphase bis zum Einsatz, ist in der Ausstellung konserviert. Funde, geborgen im Keller des Turmes, verrostete Helme, verschmorte Leitungen, Fragmente von technischen Einrichtungen sind ebenso Spuren der Turm-Vergangenheit.
Vom „Entminungsdienst“ wurden für die Ausstellung (entschärfte) Kriegsgeräte zur Verfügung gestellt, die noch eindringlicher den Schrecken der damaligen Zeit vergegenwärtigen: u. a. eine US-Fliegerbombe, Flakgranaten, eine Panzerfaust, Bombenzünder, Handgranaten.
Mit dieser Zusammenstellung, mit der Auseinandersetzung und der Konfrontation mit der ursprünglichen Vergangenheit, wird die historische innere „zeittypische“ Substanz dieser Betonfestung als Erinnerungsprogramm für die Zukunft erhalten. Das Konzept dieser Ausstellung ist, dass im Inneren eines der sechs Wiener Flaktürme die Zeugnisse der Vergangenheit als Mahnmal präsent bleiben.
Die Flaktürme selbst nehmen aufgrund ihrer besonderen Geschichte und Architektur als Baudenkmäler eine einmalige Stellung ein. Mit der unverfälschten „Zeitkapsel“ im „Erinnern im Innern“ wird so die notwendige Komponente einer Erinnerungskultur real begreifbar und die Gesellschaft weiter sensiblisiert.
Dr. Marcello La Speranza
Gasbettchen für Säuglinge
Ein exklusives Luftschutz-Utensil, welches im zivilen Bereich auch zum Einsatz kommen konnte, war jenes „Gasbettchen“, welches speziell für Säuglinge auf dem Markt kam. In diesem mit Holzrahmen und Leinenbespannung (75 x 30 x 30 cm) großen „Bettchen“ sollten Babys sicher gegen chemische Kampfstoffe geschützt sein. Mittels Blasebalg mit Verbindungsschlauch zum eingebauten Filter konnte die Frischluftzufuhr geregelt werden. Ein eingesetzter Handschuh ermöglichte die Betreuung des Säuglings ohne Öffnen des Bettchens, in das auch ein Sichtfenster integriert war.
Da in der Ausstellung „Erinnern im Innern“ auch die damals gängigen Luftschutz-Utensilien vorgestellt werden, um zu zeigen, wie die Zivilbevölkerung in einem ausufernden militärischen Konflikt hineingezogen wurde, sind auch diese Relikte wertvolle historische Belege.
Gasjäckchen für Kleinkinder
Während der Bombenangriffe auf Wien in den Jahren 1944/45 suchten in den Flaktürmen und den übrigen Luftschutzbunker tausende Zivilpersonen, darunter Frauen und Kinder, Schutz vor den Luftangriffen. Die öffentlichen Schutzbauwerke waren an und für sich gegen chemische Kampfstoffangriffe geschützt, sofern Gasschleusen und Schutzraumbelüfter, eingebaut waren.
Zum obligatorischen Luftschutzgepäck der Bevölkerung zählten die verschiedenen „Volksgasmasken“, die im Handel zu erwerben waren. Da kleinen Kindern schwer zuzutrauen war, sich diese Masken dauerhaft umzulegen, gab es hierfür spezielle „Gasjäckchen“, die dem Kind bei Gefahr praktisch übergezogen werden konnten. Mittels Luftpumpe, Schlauch und in der Jacke eingebauten Gasfilter konnte die Aufsichtsperson das Kind mit ständiger Atemluft versorgen. Ein Auslassventil führte die verbrauchte Luft bzw. den Überdruck in der Jacke ab. Die Firma „Auer“ stellte dieses Produkt her.
Bericht: „Turmstellung der Flak“
In der Ausgabe der periodischen Zeitschrift Die Wehrmacht vom 3. Juni 1942 wird einer der insgesamt 16 existierenden Flaktürme vorgestellt. Aus Geheimhaltungsgründen wurde der Hintergrund (Silhouette von Berlin) wegretuschiert, um nicht erkennen zu lassen, um welchen Geschützturm es sich handelt. Zu sehen ist u. a. der Stand einer 10,5-cm-Flak mit der gepanzerten Tür eines Munitionsaufzuges. Ganz im Sinne der Kriegspropaganda wird in dem Bericht der Dienst am Turm durchexerziert.
Auf den drei Wiener G-Türmen wurden im Verlauf des Krieges auch die Einzelgeschütze gegen 12,8-cm-Flakzwillinge ausgewechselt. Auf den Feuerleittürmen (L-Türme), so auch auf der oberen Plattform des heutigen „Haus des Meeres“ waren keine Kanonen positioniert, da die Erschütterungen und die Rauchentwicklung beim Feuern der schweren Flak die aufgestellten Entfernungsmessgeräte bei ihren Messungen behindern würden.
Luftschutzhelm
Der hier ausgestellte Luftschutzhelm ist der klassische Helm „M 38“ (Modell 1938), der auch die Bezeichnung „Gladiator“ trägt. Er wurde aus drei Teilen hergestellt und hat den obligatorischen blauen Anstrich. Auf der Seite sind die Lüftungslöcher. Auf der Stirnseite ist das Emblem des Reichsluftschutzes, die Flügel, Hakenkreuz und die Aufschrift „Luftschutz“ angebracht. Der Helm wurde während des Krieges von den Organen des Luftschutzdienstes; auch von den Angehörigen des Werkluftschutz und des Zivilschutz getragen.
Der „Luftschutzwart“ ist der bestimmte und eingesetzte Leiter des Selbstschutzes der Luftschutzgemeinschaft, der diese betreut und für die notwendige Ausrüstung und Ausstattung verantwortlich ist. Ihm unterstanden auch die „Laienhelferinnen“, „Melder“ und die „Hausfeuerwehr“. Nach dem Runderlass des Reichsministers der Luftfahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe vom 15. Juni 1938 konnte jeder Hausbewohner in die Organisation des Selbstschutzes verpflichtend eingebunden werden.
Polizeiliche Anordnung
Die sechs in Wien errichteten Flaktürme dienten nicht nur zum Schutz der Zivilbevölkerung bei Fliegerangriffen. In den bombensicheren Betonfestungen waren auch Etagen, die für Rüstungs- und Industriebetriebe bestimmt sind, wo ungestört auch kriegsrelevante Güter produziert werden konnten. Die oberen Etagen waren für das Militär vorgesehen (Luftabwehr- und Luftraum-Überwachung). Die unteren Stockwerke standen der Bevölkerung zur Verfügung. Hier waren auch Sanitäranlagen (Aborte, Waschräume) integriert.
Gegen Ende des Krieges wurden in den „Amtlichen Nachrichten des Polizeipräsidium in Wien“ laufend polizeiliche Anordnungen ausgegeben. Am 2. März 1945 wurde unter Paragraph 1 folgende bekanntgegeben, wonach nur mehr ein bestimmter Personenkreis Zutritt zu den Flaktürmen gewährt wurde. Siehe Dokument.
Flakturm-Besatzung
Gegen Ende des Krieges wurden Oberschüler und Gymnasiasten der Jahrgänge 1926–1928 als Luftwaffenhelfer (LWH) auf den Flaktürmen eingesetzt, ebenso auch Lehrlinge oder verwendungsfähige Arbeiter, da vielfach die regulären Flaksoldaten zu den Fronten abkommandiert wurden. Die junge Besatzung auf den Feuerleittürmen wurde eingeschult und bedienten die Ortungs- und Entfernungsmessgeräte. An den benachbarten Geschütztürmen standen ebenso LWH als Kanoniere an den Geschützen.
Insgesamt standen 1944/45 in ganz Österreich etwa 16.000 Personen als Luftwaffenhelfer im Kriegsdienst. In Wien wurden, nach dem Erlass des Reichserziehungs-Ministers, die ersten Jugendlichen im Februar 1943, von der Schulbank direkt zur Ausbildung geholt.
Aufgrund des allgemeinen Personalmangels wurden auch sowjetische Kriegsgefangene als sogenannte „Hiwis“ (Hilfswillige) hinzugezogen, hauptsächlich als Kanoniere zu den Geschützbatterien.
Das Foto zeigt die Mannschaft am Entfernungsmessstand am Leitturm Esterházypark. Hintergrund: Stephansdom (rechts), Geschützturm Stiftskaserne (links).
US-Fliegerbombe
Diese hier ausgestellte amerikanische „500 lb General Purpose Bomb“ (227-kg-Mehrzweckbombe) zählte zu den meistverwendeten Standardbomben, welche von der „15. US-Army Air Force“ in den Jahren 1943–45 über Österreich abgeworfen wurden. Die mit TNT bzw. Amatol gefüllten Sprengbomben sollten gezielt Industrie-, Verkehrs- und Rüstungsanlagen zerstören. Die festen Bunkerwände, so auch die Flaktürme, waren gegen diese Abwurfwaffen gewappnet.
Ausgestattet wurden Sprengbomben je nach Einsatz mit Aufschlag- oder Zeitzünder. Die letztgenannte Variante brachte, zeitlich verzögert, entsprechend eingestellt, auch Stunden nach dem Einschlag die Bombe zur Detonation. Viele brisante Blindgänger werden heute noch entdeckt und geborgen.
Bei der hier aufgehängten Bombe (entschärft vom Entminungsdienst) wurden die Zünder entfernt. Das Leitwerk fehlt.
Arbeitsbücher für Ausländer
Beim Bau der vielen Bunkeranlagen wurden in großer Zahl hauptsächlich ausländische Arbeitskräfte herangezogen. Darunter waren u. a. Italiener, Franzosen, Griechen, Belgier und Personen aus den besetzten Ostgebieten eingesetzt. Verschleppte Fremd- und Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene waren ebenso in Rüstungsbetrieben und in der Landwirtschaft beschäftigt. Jeder hatten ein Arbeitsbuch zu führen, wo ihre Beschäftigungsarten, die Zeiten und ihre Auftraggeber penibel registriert wurden.
Die hier ausgestellten Arbeitsbücher (Faksimile) zeigen die vielfältige Verwendung von Sklaven im Dritten Reich. Die Ausländer hatten „grüne“ Bücher zum Unterschied der „braunen“ der deutschen Reichsbürger.
„DKE“ – Deutscher Kleinempfänger
Während der NS- und insbesondere der Kriegszeit wurden die Rundfunkgeräte zusehends wichtige Nachrichtenübermittler. Das Propagandaministerium beschloss bereits 1938 mit der Massenproduktion des preisgünstigen „DKE 38“ eine möglichst große Hörerschaft zu erreichen. Für die Rundfunkteilnehmer war die Leistung dieser Klein-Empfänger ausreichen. Das kleine, kompakte Gerät, im einfachen Baukastensystem millionenfach fabriziert, war ein passables Produkt in der Palette der Technikgeschichte.
Die Rundfunkgeräte im Dritten Reich wurden im Verlauf des Krieges auch zum Anhören der Luftlagemeldungen umgerüstet. Wenn ein gegnerischer Luftangriff bevorstand, wurde der örtliche Rundfunksender abgeschaltet, um den anfliegenden Bomberpiloten keine örtliche Funkpeilung zu ermöglichen. Es galt das Radio, gekoppelt mit dem öffentlichen Telefonnetz, auf den sogenannten „Drahtfunk“ umzustellen. Mittels der angeschlossenen Kabelleitung wurden nun die Rundfunkhörer über den Kurs der einfliegenden Feindflugzeuge weiter informiert. Über diese spezielle Übertragungsart wurde der Kontakt zwischen staatlicher Obrigkeit und der vielzitierten „Volksgemeinschaft“ aufrechterhalten. So wurden auch die Rundfunkgeräte zu wichtigen Gebrauchsgegenstände in der Reihe der Luftschutz-Utensilien.
Luftschutz-Sirene
Während des Krieges wurden auf ausgewählten Dächern Wiens etliche Luftschutz-Sirenen aufgestellt, die bei Luftalarm die Bevölkerung in die Keller und Bunker trieb. Die mit einem Elektromotor betriebenen Sirenen wurden per Ringleitungen eingeschaltet. Wesentlicher Bestanteil ist die Trommel mit den rotierenden Schaufelrädern. Durch eine regulierende Drehgeschwindigkeit wurde die Luft durch die Schlitze gepresst, sodass ein ohrenbetäubendes Heulen entstand, das über die Schutzhauben (Schwammerln) abgegeben wurde.
Die meisten Sirenen sind deutsche Fabrikationen, wie auch diese hier ausgestellte. Laut Herstelleretikett: Hagener Elektrizitäts Industrie G.m.b.H. Hagen in Westfalen, 1940.
Nach dem Krieg gerieten die nach und nach ausrangierten Sirenen bald in Vergessenheit und rosteten vor sich hin; wurden abmontiert oder verschrottet. Die hier in der Luftschutz-Sammlung ausgestellte Sirene wurde 2019 im Zuge eines Dachausbaues in Gumpendorf geborgen.
Löschsandeimer
Sand ist stets ein probates Mittel bei der Brandbekämpfung. Während des Zweiten Weltkrieges zählten Sandvorräte zu den Luftschutzvorkehrungen. Besonders die sogenannten „Selbstschutzkräfte“ in den Häusern oder Fabriken wurden aufgefordert, Bränden rasch entgegenzuwirken, noch bevor Einsatzkräfte der Feuerwehr eintrafen. Zum Selbstschutz wurden allerlei zur Verfügung stehende Behälter (Kübel, Wannen ...) mit Sand oder Wasser gefüllt und in Kellern, Treppenhäusern oder auf Dachböden aufgestellt.
Es gab aber auch vorgefertigte Papiersäcke oder Kartonkübel, die zum Füllen mit Sand angeboten wurden, wie dieser hier ausgestellte Löschsandeimer. Dieses Produkt wurde mit „Zustimmung der Reichsanstalt der Luftwaffe für Luftschutz“ genehmigt.
Luftlage-Karte von Wien
Im Verlauf des anhaltenden Krieges wurden an die Bevölkerung im Raum Wien Informationstafeln ausgegeben, die oft auch in den verschiedenen Luftschutzräumen ausgehängt waren. Damit konnte man anhand der durchgegebenen Luftlage-Meldungen der Rundfunksendungen die Annäherung der feindlichen Bomberverbände nachvollziehen. Unterteilt waren die Karten in mehrere Kreissegmente, auf denen die Entfernungen der anfliegenden Verbände abzulesen waren (ab 275 km). Des Weiteren waren im Uhrzeigersinn fortlaufende Nummern vermerkt, mit denen man ebenso den Kurs mitverfolgen konnte.
In der Regel peilten die US-Bomberverbände aus dem Süden (Italien) kommend – über die Routen Kärnten–Steiermark–Plattensee–Wien an. Sie flogen aber auch Scheinangriffe bzw. wechselten bei Schlechtwetter die Richtung und suchten Ersatzziele.
Allwellenempfänger ER 1
Dieser dunkelgrüne, kompakte Rundfunkempfänger, für Wechselstrom-Netzanschluß, mit der bunten Skaleneinteilung für fünf Wellenbereiche war seinerzeit ein technisch hervorragendes Gerät, welches bei militärischen Dienststellen eingesetzt war. Der Überlagerungsempfänger, Frequenzbereich von 100 Kilohertz (KHZ) bis zu 22 Megahertz, war bei der Luftwaffe sehr beliebt. Das Gerät war ebenso für Unterhaltungs- und Lehrrundfunk und für Telegrafie (Morseverkehr) gedacht. Bei einer Störung der Netzversorgung konnte durch Umschalten auf Batteriebetrieb geschaltet werden.
Diese qualitativen Geräte werden auch als „Ozeansuper“ bezeichnet, weil sie dank ihrer vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten bevorzugt auch auf Schiffen eingesetzt wurden. Es ist gesichert, dass so ein „Allwellenempfänger ER 1“ bei der Luftraumüberwachung ebenso im Flakturm eingesetzt war.
Ein interessantes Teil ist das sogenannte „Magische Auge“. Bei Radiogeräten der damaligen Zeit leuchtete diese speziell eingebaute Elektronenröhre je nach Stärke des eingehenden Signals auf eine scheinbar magische Weise auf, daher der Name. Das ausgestellte Gerät wurde von der Firma „Seibt“ gefertigt.
Broschüre „Was tue ich im Ernstfall?“
Während des Krieges waren etliche Broschüren im Umlauf, in denen zahlreiche Ratschläge, aber auch Verordnungen speziell zum Thema Luftschutz zu finden sind. In diesen „Aufklärungsschriften“ werden ebenso Erste-Hilfe-Tipps und zweckorientierte Maßnahmen erläutert, die rigoros zu befolgen waren. Die Bevölkerung wurde erzogen gegen die Auswirkungen des Bombenkrieges geschult und gewappnet zu sein. Titel wie „Luftschutz im Hause“, „Luftschutz ABC“, „1000 Worte Luftschutz“, „Was tue ich im Ernstfall?“, hatten mehrere Auflagen.
Die hier ausgestellten Hefte belegen wie rasch in Krisensituationen die gesamte zivile Gesellschaft mit militärischen und politischen Strukturen verschmolzen. Im Inhaltsverzeichnis dieser 1940 ausgegebenen Broschüre zeigen die Punkte „Kampf gegen Spionage, Sabotage und Landesverrat“, „Wie verhalte ich mich gegenüber feindlichen Kriegsgefangenen?“, oder „Achtung Feindpropaganda!“, wie die Staatsgewalt die Bevölkerung darüber hinaus ermahnt und einschüchtert.
Baustellen-Ausweis für italienischen Zwangsarbeiter
Beim Bau der Flaktürme wurden hauptsächlich ausländische Arbeitskräfte, darunter kriegsgefangene Italiener herangezogen. Als Beispiel der Millionen im Deutschen Reich verschleppten Fremd- und Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen, die in den Rüstungsbetrieben, in der Landwirtschaft und im Bunkerbauprogramm verpflichtet waren, wird hier dem 21-jährigen Marzio Jacoangeli, aus Genzano bei Rom, gedacht, der auch den Baustellen „Flakturm Wien“ zugeteilt war.
Zunächst kämpfte er als „Alpini“ in der italienischen Armee, nach dem Frontwechsel Italiens 1943 geriet er am Balkan in deutscher Gefangenschaft, kam ins Gefangenenlager Krems/Gneixendorf und wurde von dort 1944 zum Bunkerbau nach Wien versetzt. Untergebracht war er mit rund 500 weiteren Italienern im „Lager Schleuse“ bei der Löwenbrücke im 19. Bezirk. Beim Bau der Wiener Flaktürme waren die Arbeitskräfte enormen physischen und psychischen Druck ausgesetzt. Jacoangeli war beim Bautrupp der Zimmerei der Firma „Gottlieb Tesch“ beschäftigt; überlebte den Krieg und heiratete 1945 eine Wienerin.
Volksgasmasken
Um gegen chemische Kampfstoffe (Gase), die im Ersten Weltkrieg bei vielen kriegsführenden Nationen zum Einsatz kamen und körperliche Schäden verursachten (von starker Reizung der Schleimhäute, der Auge, des Rachens, der Nase bis zur Verätzung der Lunge), ausreichend gewappnet zu sein, machte man sich folgende Gedanken: Wie kann man bei möglichen weiteren kriegerischen Auseinandersetzungen, die gegen die zivile Bevölkerung gerichtet sein könnten, diese auch entsprechend schützen? Österreichische und deutsche Firmen entwickelten diesbezüglich Volksgasmasken. Diese handelsüblichen VM waren aber weniger wirksam gegen brisante Gasattacken im Gegensatz zu den militärischen Modellen.
Für die Zivilbevölkerung wurden vorwiegend die VM 37 und 40 (Jahreszahl der Einführung) konstruiert, die hauptsächlich gegen Rauchentwicklungen, jedoch gegen hinterlistige chemische Gase kaum, wenn überhaupt Schutz boten.
Im aufgeschraubten Filterteil, aus Aluminium, befindet sich ein Textilfilter mit aktivem Kohlegranulat, um Schadstoffe zu absorbieren. Die elastischen Masken bestehen aus elastischem Kautschuk; haben zwei Augen-Sichtfenster; eine Ventilatmung befindet sich im Nasenteil.
Auf der Gebrauchsanweisung war zu lesen: „Pflege deine Volksgasmaske noch besser als deine Kleidung, denn sie soll gegebenenfalls das Leben retten!“
Abschuss-Bestätigung
Wien erlebte 1944/45 insgesamt 53 Luftangriffe der 15.-US-Luftflotte. Mit ihren Langstreckenbombern (Typ B 17 „Flying Fortress“ und B 24 „Liberator“) hatten sie aus Italien (Foggia) kommend, auch die Flakfestung Wien angeflogen und gerieten in den Feuerbereich der rund um Wien eingesetzten 61 Flakbatterien. Obwohl sich die Luftwaffe von der Effizienz der militärischen Leistung der Türme viel erwartet hatte, blieb der Abschusserfolg mäßig. An einem Großangriffstag waren rund 500 Bomber beteiligt. Nicht alle Abschüsse konnten eindeutig protokolliert und zugeordnet werden, da viele beschädigte Bomber erst beim Rückflug über den Alpen bzw. über der Adria verlustig gingen.
Im Schutt des Flakturmes Arenbergpark („1./s. Flakabteilung 184“) fanden sich einige Abschussberichte, auf denen das Zusammenwirken verschiedener Flakstellungen festgehalten wird. Die „2./s. Flakabteilung 184“ ist jenes Turmpaar im Esterházypark. Alle Wiener Batterien zählten zur 24. Flakdivision.
Es kam selten vor, dass eine Feindmaschine direkt über Wien zu Bruch ging, da die Maschinen auch gut gegen Flaksplitter gepanzert waren. Das Zentrum Wiens wurde durch Sperrfeuer der sechs Türme verteidigt. Die Bomberverbände flogen in rund 8000 Meter mit einer Geschwindigkeit von rund 450 km/h in kompakten Formationen in drei Etagen gestaffelt.
Die Amerikaner führten auch Buch. Aus ihren Unterlagen und MACR-Akten (Missing Air Crew Report) geht hervor, dass sie über österreichisches Territorium rund 650 Flugzeuge verloren haben.
Kinderspielzeug
In mehreren Etagen drängten sich während der Luftangriffe tausende Mütter und Kinder, die mehrere Stunden in den ihnen zugewiesenen Bunkerräumen ausharren mussten. Zur Überbrückung der Ängste nahmen die Kinder bei Luftalarm ihr Lieblingsspielzeug mit. Es wurden ihnen zur Beruhigung oder sinnvoller Zeitbeschäftigung ebenso Schul-, Mal- oder Märchenbücher gereicht. Offensichtlich ging im Gedränge vieles davon verloren. Jahrzehnte später fanden sich während der archäologischen Grabung verbliebenes Spielzeug, darunter holzgeschnitzte Tierfiguren, Spielkarten, Dominosteine, Ausschneidebögen, Schnuller etc. All diese geborgenen Relikte sind heute besonders bewegende Zeugnisse einer Zivilgesellschaft, die damals während des Krieges versuchten, eine Normalität aufrechtzuerhalten.
Tornister Empfangsgerät „Torn. E. b (Berta)“
Drahtlose Verständigung war im Laufe des Krieges eine Notwendigkeit. Die Funkgeräte der deutschen Streitkräfte verfügten über tragbare Sende- und Empfangsgeräte, die universell, auch bei der Luftwaffe, eingesetzt wurden.
Dieses Gerät hatte einen Frequenzbereich von 96,6 bis 7095 kHz, einstellbar in 8 Teilbereiche (mit Spulenrevolver/Trommel), verwendbar in den Wellenbereichen Lang-, Mittel- und Kurzwelle.
Die Berta, eingesetzt 1937–1945, ist das bekannteste Empfangsgerät des Zweiten Weltkrieges. Spätere Ausführungen wurden aufgrund der Materialknappheit aus Zinkspritzguss (sie auch dieses Gerät) gefertigt.
Nach dem Krieg wurden viele Geräte zerstört. Einige wurden im privaten Bereich (Funkamateure) auch weiter verwendet; wenige sind bis heute erhalten geblieben.
Zusätzlich ist der Zubehörtornister (für Doppelfernhörer und Batteriekabel) vorhanden.
„Volksempfänger“, Type: VE 301 Dyn
Seit 1938 wurde dieses preisgünstige Radiogerät massenhaft produziert, um Informationen, gepaart mit Propaganda-Meldungen bei der Bevölkerung zu verbreiten. Insbesondere an der „Heimatfront“, in den Haushalten, Fabriken und Wohnstuben, wurden Empfangsgeräte eingeschaltet, um bei drohender Gefahr die amtlichen Durchsagen der Luftlagemeldungen mitzuverfolgen.
Die im Design einfach gehaltenen Geräte waren robust. Das Gehäuse ist aus Bakelit, einer Art Kunststoff, gefertigt. Aufgrund der technischen Weiterentwicklung aber auch der Materialknappheit geschuldet, wurden im Verlauf des Krieges verschiedene Modifikationen vorgenommen.
Mit diesen Radios konnte man ebenso „Feindsender“ (etwa BBC London) abhören, was jedoch bei Strafe verboten war.
Das hier ausgestellte 3-Röhren-Gerät wurde laut Herstelleretikett von der „Radiofabrik Ingelen, Wien“ gefertigt.